Als Bento (弁当) bezeichnet man in Japan eine Lunchbox für unterwegs. Es ist nicht eine bestimmte Speise gemeint. Die Darreichungsform in der Box selbst nennt man Bento, und ist mehr als nur ein Mittagsessen. Es ist ein Teil der japanischen Esskultur. Bereits im 5. Jahrhundert gab es das in Japan. Das Essen wurde in Bambusröhrchen mitgenommen und diente als Proviant für die Feldarbeit. Mit der Zeit entwickelten sich unterschiedliche Arten von Bento, und im 15. Jahrhundert wurden diese zu besonderen Anlässen wie dem Theaterbesuch oder der Teezeremonie gereicht. Mit der Zeit wurden die Speisen in einer Holzbox oder in lackierten Kästchen kunstvoll angerichtet.
Das Bento im Alltag (der Japaner)
Heute hat das Bento seinen festen Platz in der japanischen Kultur. Zu Neujahr gibt es z. B. eine mehrstöckige Box aus der die ganzen Familie isst. Auch zum Kirschblütenfest (Hanami) ist es üblich Bentos zum gemeinsamen Picknick mitzubringen. Im Alltag ist die Bento Box ein beliebtes Mittagessen für Unterwegs.
Kantinen und Restaurants sind in Japan zwar durchaus beliebt. Das Bento ist für viele Japaner jedoch noch lange nach der Schulzeit eine geschätzte Darreichungsform des Mittagessens. So ist es durchaus üblich eine Lunchbox morgens frisch für die Arbeit oder Schule vorzubereiten. Oft macht dies noch die Mutter oder Ehefrau. Die Lunchbox to go kann man aber an jeder Ecke in Supermärkten, Conbinis und Bahnhöfen (Ekiben) kaufen.
Die Vorteile einer solchen Box sind, dass man sein Essen immer dabei hat und Zeit spart. Der Weg zum Restaurant, das Bestellen oder Anstehen in der Kantine entfällt. Zudem isst man das, worauf man wirklich Lust hat. Denn man hat sein Essen individuell (zu Hause) zusammen gestellt. Dies ist vor allem für Menschen mit Unverträglichkeiten, Vegetariern oder Veganern interessant. Auch Menschen die Diät machen können ihre Mahlzeiten mit einem Bento gut planen.
Was unterscheidet die Bento Box von einer normalen Lunchbox?
Die Speisen in der Bentobox können westlichen und asiatischen Ursprungs sein und werden durch Plastikförmchen und Trenner voneinander separiert. Das hat den Vorteil, dass sich das Essen beim Transport nicht vermengen kann z. B. süße und salzige Speisen. Bevorzugt werden vor allem Speisen die man kalt essen oder erwärmen kann. Die Grundzutat ist in den meisten Fällen Reis. Man kann aber auch Nudeln, Gratins, Sandwiches oder Wraps in ein Bento geben.
Für Bento benutzt man spezielle Boxen (bentō bako 弁当箱). Diese sind kleiner als die Brotboxen, die wir in Deutschland kennen. Dafür werden sie kompakt befüllt. Die Faustregel ( Washoku-Prinzip) lautet: 4 Teile Kohlenhydrate 2 Teile Protein und 1 Teil Gemüse. Für Erwachsene sind Bentoboxen mit 600-700 ml Fassungsvermögen ideal. Bei Männern darf es gerne mehr sein, bei Kindern weniger.
Die meisten Boxen sind 2 stöckig und aus Plastik. Dies hat den Vorteil, dass man sie in der Mikrowelle erwärmen kann. Boxen aus Holz oder Lack sind oft etwas teurer und hochwertiger, finden mittlerweile aber auch in Deutschland Anklang. Neben der runden und eckigen Form gibt es auch Bento Boxen mit Motiven. Diese sind vor allem bei Kindern sehr beliebt. Typisch für die Box ist, dass sie mit einem Gummiband verschlossen werden.
Die meisten Bento Boxen haben ein Fach, in dem man Saucen oder flüssigere Speisen transportieren kann. Beliebt sind aber auch kleine Saucentuben oder Behälter in denen man z. B. Sojasauce oder Mayonnaise abfüllen kann. Auch Silikoncups und kleine Food-Pickser sind gängiges Zubehör der Bentobox. Um die Box vor Kratzern zu schützen, werden sie oft in Tücher oder Beutel verpackt, sogenannte Furoshiki oder Bentobeutel. Oft ist noch etwas Platz für eine Box in der man seine Stäbchen verstauen kann. Auch eine Sidebox, also eine kleinere Box für Beilagen oder Snacks, sind nicht unüblich.
Beliebte Speisen für Bento
In deutschen Brotdosen findet man oft das Butterbrot neben ein paar Apfelschnitzen, Käsehappen und Süßigkeiten. In Japan dient das Bento oft als komplette Mahlzeit bzw. Mittagessen. Dabei sind die Speisen nicht selten, liebevoll und kreativ angerichtet. Aber was kommt denn nun eigentlich in die Bentobox rein?
Beliebte Speisen aus der japanischen Küche sind z. B.
- kleine Teigtaschen (Gyoza),
- frittierte Hähnchenstücke (Kaarage),
- frittiertes Gemüse (Tempura),
- gerolltes Omelette (Tamagoyaki),
- und eingelegtes Gemüse (Tsukemono).
- Auch Bratreis
- oder Reis der mit verschiedenen Zutaten gekocht wird (Takikomi Gohan) ist schnell zubereitet.
- Kleine gefüllte Reisbällchen (Onigiri) werden auch gerne für Bento verwendet.
Wichtig ist, dass die Speisen alle mundgerecht sind. Traditionell wird auch das Bento mit Stäbchen gegessen. Messer und Gabel entfallen. Generell kann man auch europäische Speisen verwenden. Man sollte aber auf die oben genannte 4:2:1 Regel achten um satt zu werden.
So sind z. B.
- Nudelgerichte,
- Aufläufe,
- Currys,
- Kartoffelgerichte und ähnliches denkbar.
- In Thermoskannen kann man auch Suppen mitnehmen z. B. Misosuppe, Tomatensuppe.
Seltener findet man Obst oder Süßigkeiten in der japanischen Lunchbox. Erlaubt ist aber was euch schmeckt. Ein Bento ist etwas persönliches und kann nach eurem Geschmack zusammen gestellt werden. Auch das Auge isst mit. Stellt eure Mahlzeit möglichst farbenfroh zusammen. Inspiration findet ihr vor allem auf Blogs, in Foren, Büchern und den sozialen Medien.
Ein Bento zuzubereiten klingt erst mal nach viel Arbeit. Mit etwas Planung und Routine findet aber jeder seine eigene Art der Zubereitung. Viele Leute kochen am Abend einfach etwas mehr und füllen die Reste in ihre Box. Frühaufsteher können ihr Bento selbstverständlich auch frisch am Morgen zubereiten. Andere kochen am Wochenende ihr Essen vor, um unter der Woche mehrere dieser japanischen Lunchboxen zuzubereiten. Viele Speisen halten sich einige Tage im Kühlschrank. Auch für unterwegs kann man Kühlpacks speziell für Bento nutzen.
Bento Boxen und Zubehör kann man mittlerweile unkompliziert im Internet kaufen. Bei Anbietern aus Japan ist darauf zu achten, dass Zollgebühren anfallen können. Für den Bento Einsteiger genügt übrigens eine Box, Beutel, Saucenbehälter und ggf. Food-Pickser und Stäbchen bzw. Besteck für unterwegs.
Bento zu besonderen Anlässen
Charaben
In Japan werden Bento für Kinder oft sehr aufwendig zubereitet. Dies ist ein Ausdruck der Zuneigung und ein kleiner Gruß von zu Hause. Niedlichen Tier- und Comicmotiven werden aus Norialgen ausgeschnitten, Blumen aus Gemüse ausgestanzt und Reis in Förmchen gepresst. Es gibt Kurse und Bücher für Eltern, in denen gezeigt wird wie man bestimmte Motive zubereitet.
Osechi
Das Osechi Ryori ist das traditionelle Neujahrsessen in Japan. Die Speisen werden mehrere Tage im voraus zubereitet. Jeder Speise wird hierbei eine besondere Eigenschaft zugesprochen z. B. Kindersegen, Reichtum und Gesundheit. Die ganze Familie kommt an Neujahr zusammen und isst zusammen Osechi. Mittlerweile kann man Osechi auch im Supermarkt kaufen.
Ekiben
Viele Bahnhöfe in Japan bieten für die Zugfahrt Bentos an, was man Ekiben nennt. (Eki = Bahnhof). Die Speisen sind je nach Region unterschiedlich und jeder Bahnhof bietet seine eigene Kreation an. Die meisten Ekiben werden frisch zubereitet und haben nichts mit Fast Food zu tun, dass man in Deutschland in den Bahnhöfen kaufen kann.
Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Zubereiten eurer Bentos. Falls ihr Inspiration zu Bento und Rezepten sucht, schaut mal auf meinem Blog vorbei.
Eure Sarah